Szydlowiec (Rest-Ghetto)

Ghetto

Bezeichnung

Gebiet
Polen, Woiwodschaft Masowien, County Szydłowiec

Eröffnung
Dezember 1942

Liquidierung
13. Januar 1943

Deportationen
ab dem 13.01.1943 nach Treblinka

Einsatz der Häftlinge bei

Art der Arbeit

Bemerkungen


Am 04. September 1939 wurde Szydlowiec durch deutsche Flugzeuge Bombardiert.
Flak-Geschütze sowie Einheiten der polnischen Armee wurden zur Verteidigung in die Stadt verlegt, die Stadt wurde heftig umkämpft
Aus Angst vor einer weiteren Bombardierung flohen viele Szydlowiecer in die umliegenden Dörfer. Am 06. September 1939 zog sich die polnische Armee aus dem Gebiet zurück. In der Stadt Szydlowiec und ihrer Umgebung herrschte das Chaos.
Einige Bewohner und zurückgebliebene polnische Soldaten nutzten die Situation, und raubten die Juden aus.

Am 09. September 1939 marschierte die deutsche Wehrmacht in Szydlowiec ein, sie begann sofort mit der Verfolgung und grausamen Behandlung der Juden. Die Männer wurden, um die Kriegsschäden zu beseitigen zur Zwangsarbeit eingeteilt.
Jüdische Passanten wurden geschlagen, und ihre Bärte und seitlichen Haare wurden abgeschnitten.

Am Samstag, den 23. September 1939, während des Jom-Kippur-Gebetes, besetzten die Deutschen die Synagoge. Sie trieben den Rabbi, R. Chajim Israel Shalom Jekutiel und rund 1.000 Gläubige hinaus, und setzten die Synagoge in Brand.

Ein paar Tage nach der Besetzung der Stadt, wurde ein lokaler Judenrat mit dem letzten Oberhaupt der Gemeinde, Eisenberg, an der Spitze gegründet. Daneben wurden jüdische Arbeitskommandos eingerichtet. Die meisten der Arbeiter waren mit der Beseitigung der Schäden in der Stadt beschäftigt.

Zu Beginn des Jahres 1940 mußten die Juden von Szydlowiec aufgrund von zweifelhaften Gründen eine Geldstrafe von fünf Millionen Zloty (diese Vorgehensweise war bei den Deutschen üblich) an die Deutschen entrichten. Da der Judenrat den vollen Betrag nicht aufbringen konnte, ergriffen die Deutschen 23 der prominentesten Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft, einschließlich Eisenberg und Pinchas Brik, diese zählten zu den reichsten in der Stadt.
Die Deutschen trieben sie zum jüdischen Friedhof. Hier wurden sie erschossen.

Nach der Ermordung von Eisenberg, wurde Abraham Redlich Vorsitzender des Judenrates. Zusammen mit dem Judenrat, wurde eine jüdische Polizei aufgestellt.

Anfang 1940 mußten sich alle arbeitsfähigen Männer zwischen 16 bis 60 Jahre registrieren lassen. Der hierfür zuständige Mitarbeite war Robitzky, ein Volksdeutscher.

Im März 1940 planten die Deutschen die Einrichtung eines Ghettos in Szydlowiec. Da die Mehrheit der Juden aber über alle Stadtteile verteilt lebte, und eine Zusammenlegung kaum durchführbar war, wurde von den Deutschen eine Verschärfte Ausgangssperre (abends und Nachts durften die Häuser nicht verlassen werden) für Juden verhängt.

Im August 1940 kamen Angehörige der SS von Lublin nach Szydlowiec und verlangten, dass der Judenrat Arbeiter für die Errichtung von Lagern im Lubliner Bereich zu stellen hatte.
Mehrere Gruppen von Arbeiter wurden zu drei Arbeitslagern in Wolonow und in ein Lager in der Nähe Josefow deportiert.
Der Judenrat ernannte Kalman Rosenbaum zum Verantwortlichen für die Zwangsverpflichtung der Zwangsarbeiter.
Durch gute Beziehungen Redlichs, Leiter des Judenrats, zum Hauptquartier der Gestapo in Radom gelang es, 400 Zwangsarbeiter aus dem Lager Januszew zurückzuholen.

Im Dezember 1941 wurde dennoch ein Ghetto, dass etwa ein viertel des Stadtgebietes von Szydlowiec umfaßte eingerichtet.
Eine Delegation, der auch Mitglieder des Judenrats (Yerachmiel Morgenstern, Michael Rosenbaum und Avraham Finkler) angehörten, versuchte, den Kommandanten der SS in Radom davon zu überzeugen, das es unmöglich sei, so viele Juden auf einer so kleinen Fläche Menschenwürdig unterzubringen. Die Deutschen bestanden darauf. Das Ghetto war teilweise von einer Mauer umgeben.

Trotz der Verordnungen und Einschränkungen, die die Juden von Szydlowiec in den ersten Jahren der Besatzung hatten, waren die Bedingungen, verglichen mit denen in anderen Städten noch erträglich.

1941 waren in Szydlowiec mehr als 10.000 Juden, davon 4.000 Flüchtlinge
Der Judenrat eröffnet eine öffentliche Kantine für die Flüchtlinge im Haus des Jesaja Opotowski.

Am 03. September 1942 wurden 50 Juden aus Szydlowiec ins große Zwangsarbeitslager der Skarzysko-Kamienna deportiert.

Am 23. September 1942 morgens um 6.00 Uhr begann im Ghetto von Szydlowiec die große Deportation.
Das Ghetto wurde von starken Kräften der litauischen und ukrainischen SS, polnische Ghetto Polizei und Feuerwehr unter dem Kommando von SS-Obersturmführer Matilka und SS-Obersturmführer Franz Schipers umstellt.
Die Ghetto Bewohner wurden aufgefordert, sich um 8.00 Uhr auf dem Marktplatz zu sammeln. Mitgenommen durften pro Person maximal 20 Kilo
Von dort aus wurden die Juden unter Bewachung zum 4 km entfernten Bahnhof getrieben in bereitstehende Viehwaggons verladen und ins Vernichtungslager deportiert.
Schipers und Matilka versprachen den Juden, die ihnen 1000 Zloty zahlten, würden nicht deportiert. Nur rund 100 Menschen gingen auf das Angebot ein. Diese wurden von den anderen Deportierten getrennt, drei Tage unter Bewachung gehalten und dann ermordet.

Schipers und seine Männer durchsuchten die Häuser auf der Suche nach versteckten Juden. Sie spürten etwa 600 Juden auf, diese wurden sofort erschossen.
Auch die 52 jüdischen Patienten im jüdischen Krankenhaus, darunter Rabbi Neta Rosenberg wurden von den Deutschen ermordet.

Nach der Deportation waren noch etwa 150 Juden (Mitglieder der Ghetto Polizei und noch benötigte Zwangsarbeiter im Ghetto)
Einige von ihnen wurden bei der Erfassung und Inventarisierung des Eigentums der Vertriebenen eingesetzt, während die anderen in der Fabrik Pinkart arbeiteten, die vor dem Krieg im Besitz von Juden war.
Bald kamen andere Juden aus verschiedenen Verstecken ihnen, sodass die Zahl der Juden im Ghetto Szydlowiec auf etwa 600 Anstieg.
Am 30. September 1942 wurden 50 von ihnen in die Arbeitslager Skarzysko Kamienna deportiert. Am 02. Oktober 1942 wurden weitere 80 von ihnen in die Arbeitslager deportiert. Die verbliebenen die bei der Auflösung des Ghettos noch benötigt wurden, wurden im November 1942 ebenfalls in die Arbeitslager Skarzysko Kamienna deportiert..

Im Dezember 1942 errichteten die Deutschen in Szydlowiec und anderen Städten in der Region Radom neue Ghettos.

Zur gleichen Zeit, wurde von den Deutschen bekannt gegeben, wer Juden versteckte oder ihnen half, würde gemeinsam mit ihnen erschossen. Alle Juden die außerhalb des Ghettos angetroffen würden, würden auf der Stelle erschossen.

Das neue Ghetto in Szydlowiec hatte in kurzer Zeit rund 5.000 Juden. Weitere 1000 Menschen aus Radom kamen hinzu. Das Ghetto war mit Stacheldraht umgeben. Die Deutschen bestimmten einen neuen Judenrat mit Yerachmiel Morgenstern an der Spitze.

Am 13. Januar 1943 wurde das Ghetto durch SS-Einheiten geräumt. Etwa 80 Ghetto Insassen, überwiegend ältere und Kinder wurden auf der Stelle erschossen, während der Rest zum Bahnhof gebracht wurde.

Etwa 1.000 Menschen wurden mit LKWs der Hassag Company, Besitzer der großen Waffenfabrik in Skarzysko Kamienna in Arbeitslager deportiert.

Die übrigen Personen wurden mit dem Zug nach Treblinka deportiert


Verfahren Lfd.Nr.786

Tatkomplex
Andere Massenvernichtungsverbrechen

Angeklagte
Friedrich Wilhelm Paul Freispruch

Gerichtsentscheidungen
LG Hamburg 730205

BGH
750128

Tatland
Polen

Tatort
Radom, Szydlowiec

Tatzeit
08.1942-13.11.1943

Opfer
Juden

Nationalität
Polnische

Dienststelle
Polizei Sipo Radom

Verfahrensgegenstand
Einzelerschiessungen der Juden des großen Ghettos von Radom sowie Deportation ins KL Treblinka. Selektion und Deportation von mindestens 600 Juden bei der 'Aussiedlung' des Restghettos von Radom. Erschießung eines Juden in Szydlowiec


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