Breslau (Dürrgoy Strehlener Chaussee)

Bezeichnung: Schutzhaftlager (Heines Privatlager)

Gebiet
Polen, Woiwodschaft Niederschlesien, Kreisfreie Stadt Breslau

Gebiet heute

Eröffnung
28.04.1933

Schließung
Herbst 1933

Unterstellung

Häftlinge
Am 28. April kamen 100 politische Häftlinge ins Lager, ein Häftling schätzte die Zahl der Insassen in einem Bericht für
Mai 1933 auf 800 bis 1.000. Mitte August befanden sich 343 Häftlinge im Lager

Geschlecht
Männer

Einsatz der Häftlinge bei

Art der Arbeit

Lagerausstattung

Ausstattung der Insassen

Lageralltag

Bemerkungen
Kampf um Breslau


© 2009 tenhumbergreinhard.de (Düsseldorf)


Beschreibung des Lagers.
Tausende von Fliegen vermittelten einen regen Verkehr. Die neu hinzugekommenen Häftlinge wuschen sich und aßen aus denselben Konservenbüchsen, denn Geschirr war für sie nicht da. In der Nacht kamen uniformierte Verbrecher, stießen
einzelne Gefangene mit ihren Stiefeln wach und trieben sie hinaus. Man hörte diese in der Sanitätsbaracke unter Schlägen schreien und wimmern, bis sie ohnmächtig herausgeschleppt und mit dem Kopf in die Regentonne gesteckt wurden, damit
sie wieder zu sich kamen.

Zur Unterbringung der Häftlinge wurde zunächst eine, später dann eine zweite Wellblechbaracke genutzt. Eine weitere
Baracke, offiziell als Sanitätsbaracke bezeichnet, diente auch als Folterstätte. Eine zweite Folterstätte war das außerhalb
des Lagers gelegene Braune Haus in der Neudorfer Straße (polnisch: ulica Komandorska), genannt Einrichtung zur
besonderen Vernehmung (z.b.V.), in der Polizeihilfskommissare die Häftlinge in allen Varianten psychisch und physisch
folterten. Nachts fanden Feueralarme statt, während denen die Häftlinge stundenlang exerzieren mussten. Das Prügeln der Häftlinge mit Gummiknüppeln und Reitpeitschen, offiziell körperliche Erziehungsmaßnahme genannt, war alltäglich.

Die Wachmannschaft, der eine eigene Baracke zur Verfügung stand, bestand überwiegend aus jungen SA-Mitgliedern und einigen Hilfspolizisten. Erster Lagerkommandant war der SA-Sturmbannführer Heinze; er wurde nach Beschwerden wegen Gefangenenmisshandlung und einem Erpressungsversuch durch den SA-Standartenführer Rohde ersetzt. Das Gelände des Konzentrationslagers war mit Stacheldraht umzäunt und mit einer Hochspannungsleitung umgeben; die zur Bewachung eingesetzten Polizisten und Hilfspolizisten waren mit Maschinenpistolen bewaffnet.

Die Häftlinge mussten neun bis zwölf Stunden täglich arbeiten. Dabei wurden Arbeitszeiten und -pausen willkürlich
gehandhabt; der Übergang von Arbeit zur Folter war fließend. Anfänglich wurden die Gefangenen zum weiteren Ausbau
des Lagers eingesetzt; spätere Arbeiten – auch außerhalb des Lagers – waren das Entschlammen eines Teiches, der zu
einem Freibad umgebaut werden sollte, sowie Bauarbeiten an Gebäuden der Polizei und SA in Breslau.